Leben mit dem Elfer
Porsche Club für den klassischen 911 Rhein-Ruhr e.V. feiert sein 25jähriges Bestehen
VON LUDGER KONOPKA
Es ist ein warmer Tag im Mai. Der zwölfte im Mai 1990. Auf dem Schulhof der „Glück Auf“-Schule im westfälischen Marl-Brassert tummeln sich elf luftgekühlte Porsche 911. Klassische. Karl Zimmermann, Lehrer an der städtischen Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ und Porsche-Fahrer, versammelt mit seinem Freund Manfred Leuner neun weitere „gusseiserne“ Elfer-Enthusiasten um sich. „Wir sind auf dem Weg“ ist der Leitgedanke der Schule, die aus dem Leben in Marl-Brassert nicht mehr weg zu denken ist. Selbstverwirklichung in sozialer Integration ist das formulierte Leitziel der Schule.
„Wir sind auf dem Weg“, denken sich auch Karl Zimmermann und seine Freunde, verwirklichen sich selbst und gründen den „Club für den klassischen Porsche 911“. Soziale Integration mit dem Luftgekühlten. Das ist die gemeinsame Leidenschaft. 27 Jahre sind seit der weltweiten Vorstellung des 911 von Ferdinand Alexander „Butzi“ Porsche vergangen. Da wurde es Zeit, einen Club für den „klassischen“ zu gründen. Das anerkennt auch die Porsche AG schnell und listet ihn seitdem als 128. Club mit Karl Zimmermann als Gründungspräsidenten. Manfred Leuner, sein engster Freund und Club-Schrauber der ersten Stunde: „Im Mittelpunkt standen zunächst Fahrzeuge bis Baujahr 1973.“ Aber wie das so ist, mit der sozialen Integration. Im Laufe der Jahre fanden auch spätere luftgekühlte den Weg zum Club der klassischen 911er.
Am zwölften Tag im Mai 2015 wird „Karl´s Club“, wie die gusseisernen Mitglieder ihre kleine Familie liebevoll nennen, 25 Jahre alt. Leider ohne seinen ersten Präsidenten. Karl Zimmermann verstarb viel zu früh. Seit 2007 hält Karl-Wilhelm Göbel als Präsident die Club-Familie zusammen: „Aktuell ist unsere Sippe 55 Elferisti stark. Natürlich sind Freunde und Besitzer eines luftgekühlten 911 immer in unserem Club willkommen - wenn sie zu uns passen.“ Das sei Voraussetzung zur Integration. Deshalb nehmen Interessenten erst ein Jahr lang als Gäste an Veranstaltungen teil. Zur bunten Clubfamilie gehören auch Belgier und ein ehemaliger holländischer KLM-Jumbo-Chefpilot, der mittlerweile im Emsland lebt.
Vizepräsident und Schrauber Manfred Leuner, seit einem Jahr im hauptberuflichen Ruhestand, erinnert sich an viele schöne Geschichten aus seiner Werkstatt. „Ey Manni, ich hab´ gehört, du arbeitest nicht mehr. Jetzt kannst Du dich mal um meinen 11er kümmern. Das höre ich nun noch öfter“, schmunzelt das Club-Urgestein. Leuner fährt sein G-Modell Carrera 2.7, Baujahr 1973, seit 35 Jahren.
Seine Augen leuchten, wenn er erzählt: „Bei der 5o-Jahr-Feier der Firma Porsche war unser Club mit sechs klassischen Elfern der einzige Farbtupfer auf dem Werksgelände.“ Ansonsten waren dort nur neuere Modelle in damals aktuellen dunklen Farben zu sehen.
Momentan hat Leuner einen silbernen 2.4 E mit 165 PS, der 20 Jahre im Rallye-Einsatz war, in Arbeit. Das Mülheimer Clubmitglied Ralf Müller (Millers Oldie Garage) unterstützt ihn dabei. Mit dem Auto ist Walter Röhrl vor Jahren eine Sonderprüfung bei der Rallye Köln-Ahrweiler „just for fun“, außer der Wertung, gefahren. Manfred Leuner: „In dem Auto war ein von mir revidierter 2,7-RS-Motor am Werke. Nach der Sonderprüfung meinte Röhrl zum Besitzer des Autos, einem ehemaligen Clubmitglied aus Trier, er hätte noch nie einen RS-Motor gefahren, der so sauber lief.“ Bei so viel Lob vom Besten ist man natürlich stolz auf seine Arbeit.
Neben zwei großen Treffen im Jahr wie auf der „Techno Classica“ in Essen, wo der Club immer ein eigenes Auto präsentiert, finden in unregelmäßigen Abständen Stammtische und Ausfahrten statt. „Unser Club kommt viel rum“, lächelt Präsident Göbel. Die 11er-Boliden fanden in all den Jahren schöne Wege im Ruhrgebiet, dem Münsterland und Osnabrücker Land, in Holland, Belgien, Thüringen, dem Rheinland und bis nach Südtirol, um kurvenreiche Alpenpässe zu genießen.
Zum 25jährigen Jubiläum im Mai kurbelt der Club seine 11er auf einer mehrtägigen Ausfahrt von Eisenach in Thüringen, über Diemelsee (Sauerland) nach Gladbeck ins Ruhrgebiet. Vizepräsident Manfred Leuner lädt die Clubfamilie dort zu einer großen Geburtstagsfeté auf einen Bauernhof ein, wo der Chef-Schrauber auch seine Werkstatt hat.
Im Februar 2011 wurde aus dem „Club für den klassischen Porsche 911“ ein eingetragener Verein, der dem Dachverband Porsche Club Deutschland beitrat. Der neue Name: Porsche Club für den klassischen 911 Rhein-Ruhr e.V..
Im Elfer sitzend denkt Präsident Karl-Wilhelm Göbel an Karl Zimmermann und lächelt zufrieden: „Nach 25 Jahren sind wir weiter auf dem Weg mit unserer gemeinsamen Leidenschaft, dem luftgekühlten 911.“ Ein Leben mit dem Elfer. In sozialer Integration und Identität stiftend. Danke, „Butzi“ – und danke, Karl.